Klassische Medizin

Trotz allem bildet die Schulmedizin bei uns die Grundlage für die Diagnose und Therapie. Das gilt für Hauterkrankungen, Lahmheiten ebenso wie für die inneren Erkrankungen. Die Schulmedizin sucht die Krankheitsursache immer in einer Region des Körpers. Dabei werden die Gelenke, Organe etc. weitgehend isoliert betrachtet und behandelt. Allerdings versuchen wir, wo nötig, bei der Behandlung auch das Pferd und sein Umfeld als Ganzes zu berücksichtigen.

Orthopädie

Innere Medizin

Zahnbehand­lungen

Gynäkologie

Wund­behandlung

Orthopädie

Störungen im Stütz- und Bewegungsapparat
Die Orthopädie befasst sich mit Störungen im Stütz- und Bewegungsapparat. In unserer Praxis ist dies mit das häufigste Aufgabengebiet. Lahmheit beim Pferd entsteht aufgrund unzähliger Ursachen. Dazu zählen naturgegebene Fehlstellungen der Gliedmaßen, Unfälle, Verletzungen, Überbelastungen u.v.m. In der Lahmheitsuntersuchung steht dem Tierarzt eine Reihe von Untersuchungsmöglichkeiten zur Verfügung. Da das Pferd uns nicht sagen kann, was ihm genau Schmerzen verursacht, muss der Tierarzt den schmerzhaften Bereich erst lokalisieren. Dazu reicht es nicht aus, ein Röntgenbild zu machen und bei einem Befund dort zu behandeln. Nicht zwingend bilden röntgenologisch sichtbare Veränderungen an den Knochen auch die Ursache der Schmerzen. Die korrekte Lahmheitsuntersuchung läuft immer nach dem gleichen Schema ab: Zuerst wird das Pferd in der Stallgasse allgemein untersucht. Dabei werden alle vier Gliedmaßen und der Rücken abgetastet, auch wenn das kranke Bein schon von weitem zu erkennen ist. Es können auch mehrere Ursachen vorliegen. Ist das erkrankte Bein zu erkennen, wird hier genauer auf Wärme, Schwellung, Schmerzhaftigkeit und Bewegungseinschränkungen untersucht. Daran anschließend folgt die Untersuchung in der Bewegung. Selbstverständlich je nach Schwere der Lahmheit. Ist das Pferd nur geringgradig lahm, schließt sich die Untersuchung auf harten und weichen Boden an. Auch wird der Tierarzt sogenannte Provokationsproben durchführen, bei der die Gliedmaße ca. eine Minute gebeugt wird und das Pferd anschließend angetrabt wird. Diese gesamte Untersuchung führt der Tierarzt durch, um sich ein genaueres Bild von der Lahmheit zu machen und um eine Idee zu entwickeln, was eventuell die Lahmheitsursache sein könnte. Wie oft höre ich die Aussagen: das kommt aus dem Rücken, der Schulter, Hüfte o.ä. und das Pferd hat eigentlich Schmerzen im Huf. Bezeichnen sie Ihren Tierarzt also nicht als unfähig, wenn er an den Hufen anfängt. Er untersucht Ihr Pferd nur korrekt. Im Anschluss folgt die eigentliche Untersuchung auf die Schmerzursache. Hierzu wird der Tierarzt die Gliedmaße von unten nach oben in Abschnitten „abspritzen“. Das heißt, er spritzt an bestimmte Nervenstellen ein Medikament, welches für 20-50 min die Nerven betäubt (anästhesiert). Dann wird das Pferd wieder in der Bewegung beurteilt. Lahmt das Pferd weiter, spritzt der Tierarzt ein Stück höher an der Gliedmaße, bis das Pferd nicht mehr lahmt oder zumindest 80% weniger. Dann ist der Bereich gefunden, in dem die schmerzhafte Ursache liegen muss. Nun kommen die bildgebenden Verfahren wie Röntgen und Ultraschall ins Spiel. Eventuell muss an einem nächsten Termin sogar noch einmal gezielt (z.B. in Gelenken) anästhesiert werden. Sie sehen, die Orthopädie kann sehr aufwendig und damit auch sehr teuer werden, aber die konsequente Diagnostik in der Lahmheitsuntersuchung ist der Schlüssel zum Erfolg.

Innere Medizin

Die Innere Medizin verlangt wie kaum ein anderes medizinisches Teilgebiet eine gesamte Betrachtungsweise des Patienten. Fast nie ist der innerlich erkrankte Patient nur Träger eines erkrankten Organs, vielmehr stehen primär erkrankte und andere betroffene Organe in Wechselwirkung miteinander. Folgeerkrankungen sind fast immer die Folge. Fast ausnahmslos entstehen Krankheiten durch Zusammenwirken äußerer Erreger (Bakterien, Viren, Giftstoffe etc.), äußerer schädliche Einflüsse und innerer Einflüsse (Resistenzschwächen). Daher ist es hilfreich, den gesunden Organismus als vernetztes multistabiles Regelsystem zu betrachten und Krankheit als Störung in diesem System aufzufassen. Der physiologische (gesunde) Zustand ist dadurch charakterisiert, dass der Organismus ständig in der Lage ist, sich an veränderliche Bedingungen anzupassen unter Konstanthaltung lebenswichtiger innerer „Betriebsgrößen“ (Homöostase und Regulation). Der kompensierte Zustand ist dann gegeben, wenn Störungen in einem Organ/ Gewebe durch Mehrleistung eines anderen Systems so ausgeglichen werden, dass lebenswichtige „Betriebsgrößen“ weiterhin konstant gehalten werden. Zum Beispiel wird eine Blutarmut (Anämie) zu Beginn durch eine Mehrleistung des Herzens ausgeglichen. Dies geht so lange gut, bis eine Erschöpfung der Kompensationsmechanismen (hier das Herz) erreicht ist und das Herz z. B. ebenfalls erkrankt. Der pathologische Zustand ist dadurch charakterisiert, dass bestimmte Funktionen nicht mehr den Anforderungen gerecht werden können (Insuffizienz). Zwischen physiologischen und pathologischen Zuständen bestehen fließende Übergänge. Der Organismus ist stets bestrebt, die elementaren Lebensabläufe konstant zu halten. So müssen zum Beispiel Herz-Kreislauf-System, Atmungssystem und Blutstatus immer überwacht und gegebenenfalls vom Körper sofort reguliert werden. Andernfalls entstehen im Organismus bereits kurzfristig massive Schäden. Aus diesem Grund dient das routinemäßige Blutbild, welches manche Pferdebesitzer wünschen eigentlich meist nur der Gewissensberuhigung des Pferdebesitzers. Ganz selten findet man in der Routine wirklich Abweichungen. Das wird aus den oben angeführten Erklärungen deutlich. Das Gefühl eines Pferdebesitzers ist das Entscheidende. Niemals käme ich auf die Idee einen Besitzer zu belächeln, der mich anruft und sagt, sein Pferd wäre heute irgendwie merkwürdig. Viel zu oft entwickelte aus meiner Erfahrung heraus in so einem Fall ein Pferd eine Kolik, eine Blasenentzündung oder anderes, oder es fing sogar ein paar Tage später an zu lahmen. Sie gehen täglich mit Ihrem Tier um und kennen es besser als jeder Tierarzt. 
Vertrauen Sie ihrem Gefühl – und nicht routinemäßig durchgeführten Blutuntersuchungen.

Zahnbehandlungen

Bildung von Zahnhaken
Das Gebiss des Pferdes ist wirklich genial durchdacht. Das Pferd entwickelt ebenso wie wir Menschen ein Milchgebiss und später ein bleibendes Gebiss. Das faszinierende an den bleibenden Zähnen ist, dass die Pferde derartig lange Zähne in den Kieferknochen bilden, so dass diese nach oberflächlichem Abrieb nachschieben können.
Das Pferd zerreibt sein pflanzliches Futter wie ein Mühlstein. Dazu sind die Zähne mit unterschiedlichen Härtegraden aufgebaut, so dass immer eine raue Oberfläche besteht, die das Futter gut zerreibt. Im Laufe eines Pferdelebens werden also die bleibenden Zähne über die Jahre zerrieben und somit „verbraucht“. Das bedeutet aber auch, dass oberflächlich abgebrochene Zähne durch den Nachschub aus dem Unterkiefer wieder regenerieren können.

Wichtig ist aber, dass das Pferd mit seinen Zähnen gleichmäßig „mahlt“ und somit alle Backenzähne auch gleichmäßig abreibt. In unserer heutigen Haltung erhält das Pferd zu Stoßzeiten Kraftfutter. In vielen Ställen kann man dann den Futterneid beobachten. Die Pferde stürzen sich gierig auf das Futter, giften kurz und schlingen oft Ihr Futter mehr, als dass es gekaut/ zermahlen wird. Die Folge sind häufig entstehende Zahnhaken. Die Zähne haben unterschiedliche Härtegrade, dadurch werden einzelne Stellen mehr oder weniger  stark abgerieben. Dies ist zwingend notwendig, daher dürfen diese Oberflächen auch nicht glatt geraspelt werden.

Bleiben aber einzelne Zahnbereiche stehen, während andere abgerieben werden – entstehen Zahnhaken. Dies geschieht fast ausschließlich unten innen am Unterkiefer und oben außen am Oberkiefer., weil die Backenzähne nicht vollständigen Kontakt haben, sonder leicht versetzt angelegt sind. Haben sich erst mal Haken gebildet, werden sie in der Regel immer größer, da das Pferd an dieser Stelle nicht mehr darüber hinweg mahlen kann. Ursachen für die Bildung dieser Zahnhaken kann das oben beschrieben Fressverhalten sein, oder aber auch der Zahnwechsel. Bis zum fünften Lebensjahr wechseln die Milchzähne zu den bleibenden Zähnen. In diesem Zeitraum schmerzt eventuell der eine oder andere Zahn mehr, so dass das Pferd auch hier nicht richtig mahlt. Eine weitere Ursache können die langen Zähne des Pferdes sein. Ab dem 12. Lebensjahr beginnt eine Veränderung der Zahnstellungen im Gebiss. Die Zähne haben eine andere Winkelung und das Gebiss wird anders geformt. Da dies nicht bei allen Zähnen zum gleichen Zeitpunkt auftritt, kann es auch zu Zahnhakenbildung kommen. Natürlich können auch wie bei uns Menschen jede Art von Zahnfehlstellungen, Gebissanomalien und ähnliches zu Kaustörungen führen.

Zähne raspeln durch den Tierarzt

Bei der Bildung von Zahnhaken kann es nicht nur zu verringerten Kaubewegungen und damit zu verringerter Futteraufnahme kommen. Bei der Nutzung des Pferdes als Reit-, Fahrpferd etc. können die Zahnhaken auch Schwierigkeiten bereiten. Wenn diese spitzen, scharfen Haken die Zunge oder Backenschleimhaut ständig reizen wird kein Pferd mehr großen Spaß am Reiten zeigen. Der Tierarzt wird nun je nach Ausmaß mit der Handraspel, oder mit der elektrischen Zahnraspelmaschiene diese Veränderungen abraspeln. Dabei ist es wichtig, dass der Tierarzt die Raspel schräg hält und nur unten innen bzw. oben außen raspelt und nicht auf der Kaufläche „plan“ raspelt. Da das Pferd die raue Kaufläche zwingend braucht. In selteneren Fällen wird der Tierarzt gezwungen sein, einzelne Zähne auch mal auf der Kaufläche zu raspeln, zum Beispiel wenn ein Zahn sehr hoch geworden ist, weil der Gegenzahn fehlt, oder weil sich ein wellenartiges Gebiss gebildet hat. Dies darf aber nie das gesamte Gebiss betreffen. In extremen Fällen wird der Tierarzt das Gebiss in mehreren Sitzungen im jeweiligen Abstand von einigen Monaten sanieren. Besonders wichtig für eine gute Zahnbehandlung ist ein braves, oder aber ein durch sedierende Medikamente ruhiggestelltes Pferd. Kein Gebiss kann sorgfältig in Ordnung gebracht werden, wenn das Pferd sich wehrt. Keine Zahnbehandlung kann so gut sein, dass sie ein derartiges Verhalten des Pferdes ausgleicht.

Hengstzähne / Wolfszähne

Das bleibende Gebiss des Pferdes besteht aus 6 Schneidezähnen und 12 Backenzähnen im Ober- und Unterkiefer. Zwischen den Schneide- und Backenzähnen befindet sich eine ca. handbreite Lücke (Diastema). Bei Hengsten und Wallachen, seltener bei Stuten, bilden sich in dieser Lücke kurz hinter den Schneidezähnen 4 Hengstzähne aus. Diese werden bei „Kampf“ der Hengste untereinander gebraucht. Diese Zähne brechen oft erst im Alter zwischen 4 bis 4 ½ manchmal bis 5 Jahre erst durch die Schleimhaut. Besonders western gerittene Pferde, bei den das Gebiss wesentlich weiter vorne in dem Zahnzwischenraum liegt, können dann plötzlich beim Reiten Probleme machen. Aber auch bei zu tief verschnalltem oder zu breitem englischen Gebiss kann es hier plötzlich zu Problemen kommen, auch wenn das Pferd vorher mit dem falsch verschnallten Gebiss „eigentlich gut ging“. Kurz vor den Backenzähnen, also dort wo wir das Trensengebiss hinlegen, können aber auch sogenannte Wolfszähne entstehen.

Diese Wolfszähne brechen in dem gleichen Zeitraum durch. Leider halten sich diese Zähne aber nicht immer an das Alter. So können diese Zähne sowohl früher, später oder gar nicht durchbrechen oder aber auch gar nicht angelegt sein. Viele Pferde aber bilden diese zusätzliche Zahnanlage, die ursprünglichen den ersten Backenzahn darstellte, ein- oder beidseitig überwiegend im Oberkiefer aus. Im Zuge der Evolution des Pferdes degenerierte diese Zahnanlage jedoch zu einem kleinen Zahn ohne tiefe Wurzel. Diese Wolfszähne haben sehr unterschiedlichen Größen, von 0,5 cm bis zu 1-1,5 cm und besitzen eine mehr oder weniger kurze Wurzel. Sie haben meist keine Verankerung im Kiefer, sind also nur in der Kieferschleimhaut verankert. Sie entstehen überwiegend direkt vor dem ersten Backenzahn einseitig oder beidseitig. Also dort wo in der englischen Reiterei das Gebiss zum liegen kommt. Aufgrund dessen, dass diese Zähne keine tiefe Verankerung haben, können sie sich häufig unter dem Druck des Reitgebisses in der Schleimhaut minimal bewegen. Die Reaktionen des Pferdes darauf kann von ein wenig unwillig bis zu haltlosem Steigen reichen. Besonders viel Probleme bereiten die kleinen Wolfszähne, die vielleicht sogar nur einseitig unter der Schleimhaut verbleiben und nicht oder nur minimal durchbrechen. Hier ist der Tierarzt gefragt dieses Problem bei der Zahnuntersuchung zu erfühlen.

Sollte das Pferd in jüngeren Jahren plötzlich massive Probleme mit der Annahme des Gebisses zeigen, kann auch schon mal ein Röntgenbild über die Existenz dieser Zähne Aufschluss geben. Ganz katastrophal kann das Thema enden, wenn diese Zähne unsachgemäß entfernt worden sind und bei dem Versuch der Extraktion abgebrochen wurden. Dies kommt leider immer wieder vor. Ist ihr Pferd nach der Extraktion dieser Zähne schlimmer als vorher und Sie haben die Zähne nach der Extraktion nicht gesehen, fragen Sie ihren Tierarzt danach. Die Wolfszähne bestehen immer aus einem mehr oder weniger großen Zahnanteil und einem mehr oder weniger kleinen „knorpeligen“ Wurzelanteil. Aus meiner Erfahrung als Bereiterin machen diese Zähne häufiger Ärger, als sie von den Pferden toleriert werden. Viele Junge Pferde, die ich eingeritten habe, ließen sich nach der Wolfszahnextraktion deutlich besser reiten. Zögern Sie also nicht diese Zähne entfernen zu lassen. Man sollte sich in der Ausbildung des Pferdes keine Probleme schaffen, die vollkommen überflüssig sind. Unsere Pferde möchten genauso viel Spass an unserem Sport empfinden, wie wir selbst – mit Schmerzen ist das nicht möglich. Die Wolfszahnextraktion ist in der Regel sehr einfach. Dazu wird das Pferd im Stehen sediert und die Zähne mit einer Stanze gestanzt und dann mit einem Hebel herausgehebelt. Eventuell ist es nötig das Zahnfleisch um den Zahn herum vorher etwas zu lockern, was manchmal etwas blutiger aussehen kann. Je nach Größe der Zähne und der Wurzelkomponente darf das Pferd anschließend 3 bis 12 Tage nicht mit einem Gebiss geritten werden.
Die Wunden sollten erst verheilt sein. War das Pferd vorher beim Reiten mit dem Gebiss im Maul sehr unwillig, dauert es in der Regel 2-3 Tage reiten bis das Pferd dies lässt, wenn die Wolfszähne die Ursache waren. Der Schmerz durch die Wolfszähne beim Reiten ist kein Dauerschmerz, sondern tritt nur dann auf, wenn das Gebiss dagegen kommt. Sind die Wolfszähne entfernt, wird das Pferd anfangs immer noch auf den Schmerzmoment warten. Erst nach 2-3 mal Reiten vergisst das Pferd diesen Schmerz, der ja nun nicht mehr aufgetreten ist.

Zahnextraktion/ Zahnverlust

Immer wieder kommt es auch beim Pferd vor, dass ein Zahn unwiderruflich zerstört ist. Dafür können Unfälle verantwortlich sein, oder Verletzungen im Maul, die dazu führten, dass das Zahnfleisch angegriffen wurde und Bakterien in die Zahnfachhöhle eindringen konnten und so der Zahn von unten verfault.

Altersbedingte Ursachen sind natürlich auch möglich.
Je nach Alter des Pferdes und Zustand des betroffenen Zahns ist die Situation unterschiedlich schwierig. Umso jünger das Pferd, also umso größer der Zahn und umso zerstörter der Zahn, umso schwieriger kann die Situation werden. Viele Zähne -auch Backenzähne- können heute schon im Stehen mit einer allgemeinen Sedation gezogen werden. Es gibt dazu inzwischen sehr weit entwickelte Zangen und Hilfsmittel. Ist der Zahn aber weitestgehend zerstört, hat man mit der Zange kaum die Möglichkeit den Zahn vollständig über das Maul herauszuziehen. Dann muss das Pferd in eine Klinik verbracht werden, wo der Zahn in Vollnarkose über ein gebohrtes Loch durch den Kieferknochen von der Wurzelseite ausgehend heraus gestempelt wird.

Problematisch können auch Zahnwurzelvereiterungen sein, vor allem bei jungen Pferden werden, bei denen der Zahn noch sehr fest sitzt. Auch in so einem Fall kann es dazu kommen, dass der Zahn eventuell entfernt werden und in Vollnarkose heraus gestempelt werden muss. In jedem Fall aber muss nach einer Zahnextraktion oder nach einem Zahnverlust z. B. im Alter, das Gebiss des Pferdes mindestens einmal im Jahr routinemäßig kontrolliert werden. Fehlt z. B. im Unterkiefer ein Backenzahn wird der gleiche Backenzahn im Oberkiefer in diese Lücke hineinwachsen.

Dadurch, dass der Zahn normal die Reibung des darunterliegenden Zahns braucht, wird er jetzt ohne Gegenspieler viel schneller nachschieben. Wächst er in die Lücke hinein ist es dem Pferd nicht mehr möglich seine mahlende Kaubewegung im gesamten Gebiss auszuführen.

Gynäkologie

Die Gynäkologie hat sich in der Pferdepraxis zu einem der größten Gebiete entwickelt. Die Variationsbreiten in der Befruchtung der Stuten reicht von dem Natursprung durch den Hengst, über die künstliche Besamung mit Frischsperma oder mit Tiefgefriersperma bis hin zum Embryotransfer vergleichbar mit den Vorgängen in der Humanmedizin.
Mit den traditionsreichen Landgestüten und den unzähligen Privathengsthaltern in Deutschland und im Ausland erhält der Züchter eine riesige Auswahl an Hengsten, die zur künstlichen Besamung zur Verfügung stehen.
Die Besamung im Natursprung bildet inzwischen den geringsten Anteil in Deutschland, vielleicht mit Ausnahme der Islandpferdezucht. Überwiegend wird die künstliche Besamung durchgeführt. Dazu beurteilt der Tierarzt mit Hilfe der rektalen Untersuchung und der rektalen Ultraschalluntersuchung die Follikelreifung an den Eierstöcken und bestimmt damit in Verbindung mit den äußeren Rossesymptomen den richtigen Besamungszeitpunkt.

Der Züchter wählt den gewünschten Hengst aus und bestellt dann zum vom Tierarzt festgestelltem Zeitpunkt den entsprechenden Samen. Dieser wird per Kurier über Nacht geliefert und der Tierarzt besamt dann die Stute direkt in die Gebärmutter.
So wie der Hengst es auch täte, wenn er denn springen dürfte. Dieses Vorgehen birgt in sich eine ganze Reihe von Vorteilen. Zum einen kann ein Samenejakulat eines Hengstes im Schnitt für die Besamung von 12 Stuten verwendet werden.
Zum anderen können der Hengst und die Stute in ihren jeweiligen Ställen bleiben. Lange Transportwege entfallen also. So kann ein Hengst aus Schleswig-Holstein auf diesem Weg mit demselben Ejakulat eine Stute in München und eine auf Norderney befruchten.
Inzwischen ist auch durch die Herstellung von Tiefgefriersperma (TG-Samen) die internationale Befruchtung möglich, oder die Besamung mit Hengsten, die bereits verstorben sind, sofern zu Lebzeiten TG-Samen hergestellt wurde. Der TG-Samen ist 10 Jahre oder länger haltbar.
Ab dem 18. Tag nach der Besamung kann per Ultraschall die Stute auf Trächtigkeit untersucht werden.

Wundbehandlung

Die Versorgung von akuten Verletzungen und offenen Wunden zählt zu den grundlegendsten Tätigkeiten eines Tierarztes.
Wir investieren in die Wundreinigung, die Auffrischung der Wundränder und in den chirurgischen Verschluss der Wunden viel Engagement und Zeit. Bei uns werden sie den Spruch: „Die Wunde ist zu alt zum Nähen“ selten zu hören bekommen.
Oberstes Ziel ist immer die komplikationslose primäre Wundheilung.
Ältere, nicht oder nur unzureichend vorbehandelte Wunden, stark verunreinigte Wunden und Wundinfektionen mit multiresistenten Keimen nehmen aber auch in unserer Praxis zu.
Daher haben wir im Sommer 2020 in ein neues Gerät zur Wundversorgung investiert: Ultraschall-Assistiertes Wunddebridement (UAW)
Eine bakterielle Biofilmbildung (EPS-Matrix), ist nach neueren Erkenntnissen, die Hauptursache für Wundheilungsstörungen.